Knopf

1. Mit dem Worte Knopf wird nicht allein

der Kleiderknopf bezeichnet, sondern auch manches andere, was knopfähnlich ist, so Geldmünzen
im allgemeinen und im
besonderen der Notknopf, die als Knopf an den Kleidern getragene und in
Zeiten der
Not verwendete Münze; dann die als Handhabe dienenden Knöpfe bei
Gebrauchs­
gegenständen, z. B. Topfstürzen, die in einer Schatzsage zu Goldstücken werden,
ferner eine Blütenknospe, ein Auswuchs u. a., im schwäbischen Gebiet vor allem knödelartige Speisen.
Wichtig ist, daß mit demselben Wort oft auch ein Knoten bezeichnet wird. Wenn aber ein kleiner,
im Wachstum
zurückgebliebener Mensch ein „Knopf'" genannt wird, so braucht dies nicht
damit
erklärt zu werden, daß man diesen Men­schen in seiner Kindheit durch einen später
nicht gelösten Knotenzauber im
'Wachsen gehindert habe.


Im Folgenden wird nur auf den Kleider­knopf Bezug
genommen, der nicht bloß als Gebrauchs-, sondern
auch als Prunkstück in zahllosen Formen verwendet wird worüber am anschaulichsten das
Knopf
museum der Knopffabrik Waldes in Prag unterrichtet. In Graubünden werden neben anderen Dingen
auch
Hemdknöpfe bei Eheversprechen geschenkt. Durch den Fund von versteinerten Seeigeln u. a. wurde
wohl
der Glaube veranlaßt, daß die Riesen große Knöpfe mit einem Kreuz darauf hatten.

2. Im Aberglauben sind der Stoff und die Herkunft, dann die Zahl der Knöpfe, ferner die Umstände
beim Annähen, Weg­
legen, Verlieren oder Finden wichtig, end­lich auch, ob der Knopf
geschlossen ist oder nicht
.

Wie die gläserne Kugel, so tötet ein silberner Knopf den Kugelfesten. Ist es ein silberner Erbknopf,
so genügt es,
ihn in der Tasche zu tragen, wenn man einen Festgemachten erschießen will.
Mit
einem solchen kann man auch Werwölfe .erlegen. Ein geweihter Osterknopf, den man durchbohrt
und in der Schlaf­
stube auf das Fenster oder die Türschwelle legt, schützt gegen Alp und Hexen,
die
über Geweihtes nicht hinüberkönnen.

 

Ebenso vertreibt schon das Kreuz allein, das beim Annähen von Knöpfen entsteht, den Teufel.
Zwei alte, von einem Metzger getragene Gamaschenknöpfe gebraucht man in der Pfalz
bei Behandlung von
Klumpfüßen der Kinder. Im Erzgebirge glaubt man, jemand „verhexen",
daher ihn schädigen zu können, wenn man ihm drei Knöpfe von einem Kleidungsstück abschneidet.

Einen Knopf darf man auf dem Körper nicht annähen, sonst bekommt man
Seitenstechen
. Reißt ein Knopf früh beim Ankleiden, so hat man am Tage Unglück.
Im Erzgebirge hat der Glück, der einen Hemden- oder Hosenknopf findet, in Schlesien
aber Ärger, wenn er
einen solchen aufhebt. In Schwaben befreit sich der von Läusen, der am
Karf
reitag vor Sonnenaufgang einen Knopf von seinem Rock urbeschrien auf den Weg legt.
Wer ihn aufhebt, bekommt die Läuse, wie in Tirol der so viele Aißen (Eiterbeulen) erhält,
als in einer von ihm
gefundenen Schnur Knöpfe (- Knoten) sind. Vereinzelt ist der Glaube,
daß
man beim Begegnen einer barmherzigen Schwester an einen Knopf des eigenen
An­
zuges greifen und etwas wünschen soll; dies geht dann in Erfüllung.

Damit eine Kuh die Milch nicht zurückhält, müssen in Württemberg alle an­wesenden
Frauenspersonen (Oberamt Freudenstadt) oder bloß die Melkerin (Oberamt Walzheim)
die Haften und Knöpfe
an ihren Kleidern aufmachen). Nach magyarischem Glauben kann  
man von einem Augenübel freiwerden, wenn man am Samstag reine Leibwäsche anzieht
und
das nicht zugeknöpfte Hemd von einer Hebamme am Hals und Handgelenk mit einem
roten
Faden zubinden läßt. Diesen Formen von Analogiezauber steht ein Fruchtbarkeitszauber
bei den Finnen gegenüber, wo der Bauer beim Säen un
geknöpfte Hosen hat, wenn er nicht überhaupt
nackt geht. Der
estnische Bauer hat hie und da beim Säen den Penis außerhalb
der angeknöpften Hosen
.

Aus dem Buch : Deutscher Aberglauben